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Lisa Siomicheva

© privat

Lisa Siomicheva (*1985, St. Petersburg, Russland) ist eine multidisziplinäre Künstlerin, Kuratorin und Kulturmanagerin, die in Berlin ansässig ist. Als ausgebildete Journalistin betätigte sie sich als Produzentin von Dokumentarfilmen und als Fotografin. Ihre Themen sind dokumentarische Kunst, sozialer Wandel, Diversität und Migration sowie die Förderung aller Formen der Gleichstellung durch künstlerische Arbeit. Seit 2010 arbeitet Siomicheva als Kuratorin von Kulturveranstaltungen und Festivals und schafft dabei Raum für Diskussionen an der Schnittstelle zwischen Kunst und gesellschaftlichen Themen. Sie erhielt ein Stipendium für die Durchführung eines forschungsbasierten Projekts über „Internationale Kunstpraktiken. Kunstfestivals und Künstlerresidenzen, die zur Zusammenarbeit von Künstler:innen, Mediator:innen und Teilnehmer:innen führen.

 

 

 

 

 

EINBLICKE IN DIE PRAXIS von Lisa Siomicheva

Common Water Creative Laboratory“

// HAMBURG 7-15 October 2022

© David Diwiak

My project was realised in the frames of the international project “Common Water”. “Common Water” is an interdisciplinary art project connecting cultural actors and local communities of waterfront towns Hamburg (Germany), Gdansk and Sopot (Poland) and St. Petersburg (Russia). By means of art we research the common cultural identity of people around the Baltic Sea and discuss how we can address social, cultural and environmental challenges together. 3 art teams were working in collaboration on the same concept, developing the idea, structure and the methods of each creative lab for every local community.

From June to October 2022 I’ve been developing the concept of the creative lab that took place in Hamburg. Together with 2 artists from Zertifikatkurs – Ole Meergans and Alexandar Hadjiev – we have been working with the locals through the series of workshops.

The structure of the creative lab itself included artist-led workshops for the local community,  individual artistic work, open presentation and online-talk on the insights and results for other project members.


During the first 2 days in Hamburg, the artistic team worked with the community, using connecting and storytelling practices focusing on our common memories and stories. We discussed our experiences of the sea, similarities or differences we can find in our perception of it: what sounds, colours and textures we imagine when we think about it.

 

In the second phase, resulting from the workshops, the artistic team has been working on a production of the final installation in the Zinnschmelze cultural centre. Artists worked with their main mediums: Lisa worked with storytelling techniques and personal stories, Ole explored shapes, creating new forms and sculptures, while Alex worked with sound landscapes and explored the musical pieces created by women-composers living and working in Baltic states.

 

© David Diwiak


The final exhibition included sketches of the workshop participants, QR-Codes with sound and musical pieces by Alex Hadjiev, and the styropor and plaster models by Ole. The audience was able to play the sound pieces from QR codes and at the same time observe the visual forms and drawings: through this simultaneousness the individually produced art works came into interaction.

Russisch ohne Wörterbuch

Zusammen mit einem Team junger Regisseur:innen, Dramatiker:innen und Künstler:innen haben wir ein Projekt namens „Russisch ohne Wörterbuch“ entwickelt. Das Projekt hilft Kindern mit Migrationserfahrung, Russisch durch Theater, Geschichtenerzählen und künstlerische Praktiken zu lernen. Zusammen mit den Kindern erzählten wir Geschichten über uns selbst, erstellten unser eigenes Vokabular und zeichneten Comics über das Leben von Migrantenkindern in Russland. Wir haben mit dem Internat Nr. 28 zusammengearbeitet, in dem 150 Kinder und Jugendliche aus Krisenfamilien sowie Kinder aus Migrantenfamilien studierten. Viele von ihnen sprachen nicht gut Russisch. Dies wirkte sich nicht nur auf ihre Fortschritte in den Schulfächern aus, sondern auch auf ihre Kommunikation mit anderen. Unsere Kurse halfen den Kindern, mit kreativen Techniken Russisch ohne Wörterbuch zu lernen.

Welches Thema taucht in Ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder auf?

Aufgrund meiner Ausbildungen als Journalistin und Dokumentarfilmerin habe ich Kunst immer als soziale Praxis betrachtet. Seit 2011 arbeite ich als Kulturmanagerin und Kuratorin. Bei meiner Arbeit stoße ich oft auf das Thema Privilegien. Jeder Mensch, jedes Kind ist von Natur aus talentiert und begabt. Aber oft bietet die Gesellschaft keine Gelegenheit und kein gutes Umfeld für eine Person, damit sie sich verwirklichen kann. Daher ist es mir wichtig, mich zum Beispiel mit dem Thema Migration zu beschäftigen.

Was möchten Sie mit Ihrer kulturellen Bildungsarbeit bewirken?

Ich hoffe, mit meiner kulturellen Bildungsarbeit zu weltweiter Gerechtigkeit, Inklusion und Frieden beitragen zu können. Aber zumindest möchte ich erreichen, dass jede Person an ihre Einzigartigkeit glaubt und sich frei äußert.

Was macht für Sie eine künstlerische Intervention in der Kulturellen Bildung aus?

Die Kulturelle Bildung hat zurzeit ein großes Potenzial, bei den wichtigsten Herausforderungen Veränderungen herbeizuführen. Ich bin sicher, dass sich sowohl das Bildungssystem als auch die Bildungskonzepte erheblich ändern müssen. In diesem Sinne können Kunst und künstlerische Eingriffe in die Bildung zu Inspirationen, neuen Ansätzen und neuer Energie führen. Ich hoffe, dass künstlerische Interventionen das Interesse an konventionellem Wissen fördern und gleichzeitig neue Möglichkeiten bieten, die Welt besser kennenzulernen.